Von Silos zu Synergien: Die Zukunft der Logistik
- 6. Oktober 2025
- Stefanie Haase
- Lesezeit: 3 Minuten
Kernpunkte
- Unifikation ist entscheidend für moderne Lieferketten: Der Wechsel von isolierten Systemen zu einer einheitlichen Plattform hilft Unternehmen, die Effizienz zu steigern, Doppelarbeit zu vermeiden und in Echtzeit auf Marktveränderungen zu reagieren. Gleichzeitig wird echte Zusammenarbeit und Optimierung über alle Funktionen der Lieferkette hinweg ermöglicht.
- Altsysteme sind ein großes Hindernis: Der Umstieg auf einheitliche, cloud-native Lösungen vereinfacht die IT-Architektur und reduziert den Wartungsaufwand, sodass sich Unternehmen auf Innovation und ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.
- Kontinuierliche Verbesserung und Agilität sind entscheidend: Unternehmen müssen eine Denkweise der ständigen Optimierung und Flexibilität übernehmen. Das bedeutet, eine einheitliche Plattform zu nutzen, um schnell auf Störungen zu reagieren und neue Fortschritte in der Supply-Chain-Technologie zu nutzen.
Seit Jahrzehnten gehört Fragmentierung zu den größten Herausforderungen in Lieferketten. Distribution, Transport, Personal- und Yard-Management arbeiten häufig in Silos, was zu Ineffizienzen, doppeltem Aufwand und verpassten Chancen führt – und letztlich zu entgangenen Umsätzen.. Auf der Momentum 2025, Manhattans jährlicher Kundenkonferenz in den USA, stand diese Herausforderung im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion mit Adrian Gonzalez, führender Branchenanalyst und Präsident von Adelante SCM, Blake Coram, Director of Product Management bei Manhattan, Adam Green, Head of Programs, Supply Chain Operations and Transport, und Ian Westlake, Head of Technology – Supply Chain Logistics bei Coles Group. Ihre Diskussion machte deutlich, warum die Vereinigung von Lieferketten immer mehr an Bedeutung gewinnt und welche Schritte Unternehmen unternehmen können, um diesen Weg zu beginnen.
Warum Silos immer noch existieren
Trotz jahrzehntelanger technologischer Innovationen bleiben die meisten Lieferketten teilweise fragmentiert. Gonzalez eröffnete die Diskussion mit dem Hinweis, dass 2022 eine Umfrage unter Logistikmanagern ergeben hat, dass nur 16 % der Unternehmen ihre Lieferkettenprozesse als „sehr einheitlich oder synchronisiert“ beschrieben.
Warum ist Unifikation immer noch selten? Kurz gesagt: wegen Altsystemen. Im Laufe der Jahre investierten die meisten Unternehmen in Best-in-Class-Anwendungen für Transport, Lagerhaltung oder Personalmanagament. Jede Lösung funktionierte isoliert hervorragend, hatte jedoch Schwierigkeiten, nahtlos mit den anderen zu kommunizieren. Das Ergebnis? Integrationsprojekte, die kostspielig, fragil und letztlich ineffektiv sind.
Die Debatte: Unifikation vs. Integration
Eine der wichtigsten Unterscheidungen während des Panels war die Differenzierung zwischen Integration und Unifikation.
Wie Coram erklärte, bedeutet Integration, Systeme zu verbinden, sodass sie Daten austauschen können – jedes System läuft jedoch weiterhin unabhängig. Das Transportmanagement übernimmt die Routenplanung, das Lagermanagement die Ausführung, das Personalwesen die Einsatzplanung usw. Informationen werden zwar geteilt, aber es findet keine echte Zusammenarbeit statt.
Im Gegensatz dazu bedeutet Unifikation, eine einheitliche Plattform zu schaffen, auf der Anwendungen nativ zusammenarbeiten und jede Funktion – sei es Transport, Lager oder Yard – in Echtzeit kommunizieren kann, ohne die Belastung durch Integrationscode. Dies ermöglicht echte Optimierung über die gesamte Lieferkette hinweg.
Optimierung in der Praxis
Wie sieht Unifikation in der Praxis aus? Coram teilte zwei überzeugende Beispiele:
-
Yard Management: Ein traditionelles Yard-Management-System weist einen Trailer basierend auf einfachen Berechtigungsregeln einem verfügbaren Dock zu. Ein unifiziertes Yard-System geht einen Schritt weiter: Es erkennt, was sich im Trailer befindet, wie die Waren eingelagert werden und wählt das optimale Dock, um die Wegezeiten im Lager zu minimieren.
-
Transportplanung: Anstatt nur auf Basis von Volumen oder Gewicht zu planen, weiß ein unifiziertes System genau, wie das Lager die Waren kommissioniert, verpackt und bereitstellt. Die Transportplanung erfolgt auf Basis der realen Abläufe, was zu höherer Genauigkeit und Effizienz führt.
In beiden Fällen liegt die Stärke darin, die kollektive Intelligenz mehrerer Systeme als Einheit zu nutzen und so größere Effizienzgewinne zu erzielen.
Die Perspektive von Coles
Für Coles, einen führenden australischen Lebensmittelhändler, geht es bei Unifikation nicht nur um Effizienz, sondern darum, in einem schnelllebigen Markt erfolgreich zu sein. Adam Green hob die Probleme fragmentierter Systeme hervor: Doppelarbeit, verzögerte Aktualisierungen und mangelnde Flexibilität bei plötzlichen Änderungen. Mit einer einheitlichen Plattform erfolgen Prozesse wie die Benachrichtigung des Transportteams nach dem Beladen eines Trailers sofort und automatisch, statt auf verzögerte Batch-Updates angewiesen zu sein. Dies ist besonders wichtig bei verderblichen Produkten.
Aus technologischer Sicht wies Ian Westlake darauf hin, dass Silosysteme auch komplexe Strukturen erzeugen: unterschiedliche Server, Datenbanken und Betriebssysteme, die alle gewartet, gesichert und aktualisiert werden müssen. In einer einheitlichen, cloud-nativen Welt sind Unternehmen von diesen Lasten befreit und können sich stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Nahtlose Upgrades und kontinuierlicher Zugriff auf neue Funktionen ermöglichen es Unternehmen wie Coles, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, ohne Unterbrechungen, und ihren Kunden außergewöhnliche Einkaufserlebnisse zu bieten.
Agilität in einer unsicheren Welt
Die Pandemie hat die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit verdeutlicht. Unternehmen mussten schnell auf veränderte Nachfrage, Lieferengpässe und neue Vorschriften reagieren. Altsysteme mit starren Integrationen und langsamen Upgrade-Zyklen machten Flexibilität schwierig. Im Gegensatz dazu bieten unifizierte Lösungen kontinuierliche Innovation.
Mit Manhattan Active®-Lösungen werden beispielsweise alle 90 Tage neue Funktionen bereitgestellt – ohne Ausfallzeiten. Das ermöglicht Unternehmen nicht nur, mit Veränderungen Schritt zu halten, sondern auch die neuesten Fortschritte in Optimierung und Automatisierung zu nutzen.
Wie Coram sagte, geht es bei Unifikation genauso sehr um Schnelligkeit bei Innovationen wie um tägliche Effizienz.
Business Case aufbauen
Der Übergang zu einer einheitlichen Lieferkette erfordert Investitionen, und viele Unternehmen beginnen damit, Systeme separat zu evaluieren. Coles tat dies mit Transportmanagement (TMS) und Lagermanagement (WMS). Der eigentliche Wert zeigt sich jedoch, wenn diese Systeme gemeinsam betrachtet werden – als einheitliches Angebot.
Beispielsweise erwartet Coles durch die Unifikation von TMS und WMS präzise Kostentransparenz auf Palettenebene, wobei jede Lieferung direkt mit den eingesetzten Arbeitskräften und Ressourcen verknüpft wird. Dieses Maß an Detailgenauigkeit und Verantwortlichkeit wäre mit isolierten Systemen unmöglich.
Den Einstieg finden
Die wichtige Frage: Wie sollten Unternehmen ihre Reise beginnen? Die Panel-Teilnehmer gaben mehrere zentrale Erkenntnisse:
- Nicht “like-for-like” ersetzen- Alte Systeme einfach durch neue zu ersetzen, die dieselben isolierten Prozesse abbilden, ist eine verpasste Chance für echte Transformation.
- Kontinuierliche Optimierung anstreben – Unifikation ist kein einmaliges Projekt, sondern eine fortlaufende Reise. Unternehmen sollten Exzellenzzentren einrichten, um neue Funktionen zu evaluieren und zu übernehmen, sobald sie verfügbar sind.
- Das Gesamtgeschäft berücksichtigen – Unifikation bringt IT-Vorteile wie vereinfachte Architektur. Die eigentlichen Gewinne liegen jedoch in mehr Geschäftsgeschwindigkeit, schnellerer Reaktionsfähigkeit, größerer Optimierung und höherem Kundennutzen.
- Doppelarbeit vermeiden – Wie Green bemerkte: Überall, wo derzeit auf manuelle „Swivel-Chair-Integrationen“ oder fragile Systemübergaben gesetzt wird, besteht die Chance zur Unifikation.
Der Weg nach vorn
Unifikation bedeutet einen grundlegenden Wandel in der Funktionsweise von Lieferketten. Es geht nicht nur um Modernisierung, sondern darum, die Arbeitsweise neu zu denken. Für Einzelhändler wie Coles sind die Vorteile klar: Sie ermöglicht mehr Effizienz, Resilienz und Reaktionsfähigkeit. Wie Westlake betonte, ist Unifikation kein „Set-and-Forget“-Ansatz. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, dessen Vorteile mit neuen Anwendungen und Funktionen weiter wachsen werden.
Abschließend war die Botschaft des Panels eindeutig: Die Zukunft der Lieferketten liegt darin, Silos aufzubrechen und Unifikation aktiv umzusetzen. Unternehmen, die jetzt damit beginnen, werden besser aufgestellt sein, um in einer unberechenbaren Welt erfolgreich zu sein.